Wenn der Wald zur Kinderstube wird
Zur Brut- und Setzzeit zwischen März und Juli
Der Frühling bringt nicht nur neues Grün in den Wald, sondern auch Leben: Von März bis Juli beginnt im Wald die wichtigste Phase des Jahres für viele Tiere – die Brut- und Setzzeit. Vögel bauen Nester, Säugetiere bringen ihren Nachwuchs zur Welt, und selbst unscheinbare Waldbewohner wie Amphibien oder Insekten bereiten sich auf die nächste Generation vor. Der Wald wird zur Kinderstube – und braucht in dieser sensiblen Zeit besonderen Schutz.
Was passiert in dieser Zeit?
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Vögel brüten in Baumhöhlen, Sträuchern, Nischen oder am Boden. Besonders gefährdet sind Bodenbrüter wie Waldschnepfe oder Baumpieper, deren Nester leicht übersehen werden.
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Rehe, Wildschweine und andere Säugetiere setzen ihre Jungen in dichter Vegetation ab. Die Kitze oder Frischlinge verharren oft regungslos – scheinbar verlassen, aber keineswegs hilflos.
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Auch Haselmaus, Marder, Fuchs oder Dachs bringen nun ihren Nachwuchs zur Welt und meiden menschliche Störung besonders sensibel.
Warum ist Rücksicht so wichtig?
In der Brut- und Setzzeit reagieren viele Tiere empfindlich auf Störungen. Wird ein Nest aufgescheucht oder ein Jungtier aufgeschreckt, kann das schlimme Folgen haben: Vögel geben ihr Gelege auf, Kitze werden von der Mutter getrennt oder Wildschweinbachen reagieren aggressiv auf zu nahe kommende Hunde.
Wie wir den Waldbewohnern helfen können
Im Grunde ist es ganz einfach, Rücksicht zu nehmen – und dennoch wird es im Frühling wichtiger denn je:
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Auf den Wegen bleiben: Besonders in naturnahen Wäldern oder Schutzgebieten sollte man die Wege nicht verlassen, um bodenbrütende Vögel oder abgelegte Jungtiere nicht zu gefährden.
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Hunde anleinen: Auch der bravste Hund weckt Instinkte, wenn ein Rehkitz im Gras liegt. Die Leinenpflicht gilt in vielen Regionen während dieser Zeit sogar gesetzlich.
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Augen offenhalten: Wer aufmerksam unterwegs ist, kann mit etwas Glück sogar Jungtiere entdecken – ohne sie zu stören. Bitte niemals anfassen, auch wenn sie allein wirken!
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Lärm vermeiden: Lautes Rufen, Musik oder Fahrräder abseits der Wege können stressende Störungen auslösen – leise Naturbeobachtung ist jetzt das Gebot der Stunde.
Naturschutz trifft auf Naturerlebnis
Wer in dieser Jahreszeit mit wachem Blick durch den Wald geht, wird oft mit besonderen Momenten belohnt: dem ersten Vogelgesang am Morgen, dem leisen Rascheln kleiner Pfoten im Unterholz, einem plötzlichen Blick auf eine Rehgeiß mit Kitz. Die Brut- und Setzzeit lädt uns ein, langsamer, achtsamer und respektvoller unterwegs zu sein – und dabei die ganz eigene Magie des Frühlingswaldes zu entdecken.
💡 Tipp für Familien
Mit Kindern durch den Frühlingswald? Jetzt ist die perfekte Zeit, spielerisch über Tierverhalten zu lernen – vielleicht mit einem Fernglas, einer Spurensuche oder einem eigenen Waldtagebuch.
„Wandertagebuch für Kinder: Zum Ausfüllen, Eintragen, Auswählen, Mitgestalten und Aufbewahren“
von Omnis Scriptus, Taschenbuch, erschienen am 21. Juni 2021
Ein liebevoll gestaltetes Mitmachbuch für kleine Entdeckerinnen und Entdecker! Ob Waldspaziergang, Bergtour oder Urlaubsausflug – in diesem Wandertagebuch können Kinder ihre Erlebnisse festhalten, Bilder malen, Tiere ankreuzen oder Fundstücke notieren. Eine tolle Möglichkeit, Naturerfahrungen bewusst wahrzunehmen und Erinnerungen zu sammeln. Dieses Tagebuch ist ideal für Familien, die ihre Ausflüge kreativ begleiten möchten – und macht auch Lust aufs nächste Abenteuer.
Themen
Wald im Frühling, Brut- und Setzzeit, Wildtiere, Naturwissen, Verhalten im Wald, Schutzzeiten
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