Wipfel-Stachelwanze (Acanthosoma haemorrhoidale)

Wipfel-Stachelwanze (Acanthosoma haemorrhoidale)
Wipfel-Stachelwanze 📸Susanne Gnass

Wie ein kleines Juwel leuchtet sie im grünen Dickicht auf – die Wipfel-Stachelwanze.

Zwischen Weißdorn und Eberesche wirkt sie mit ihren rotbraunen Dreiecken und dem grünlich schimmernden Körper wie ein kunstvoll gefertigtes Mosaik der Natur, das sich nur dem achtsamen Blick offenbart.

📍 Vorkommen in unserem Wald

Die Wipfel-Stachelwanze erstmals entdeckt am 21.04.2025.

Artenporträt Wipfel-Stachelwanze

Aussehen:

Mit einer Körperlänge von 15 bis 17 mm ist die Wipfel-Stachelwanze eine mittelgroße Vertreterin ihrer Art. Ihr schwarz-gelb gestreifter Kopf fällt sofort ins Auge, besonders wenn sie ruhig auf einem Blatt verweilt. Auf dem Rücken bildet die Zeichnung aus rotbraunen bis blutroten Streifen ein markantes Dreieck, das sich hervorragend ins Farbspiel von Weißdorn oder Heckenrosen einfügt. Der Hinterleib zeigt im Frühling ein frisches Apfelgrün, das sich im Herbst zu einem warmen Braunrot wandelt. Beim Auffliegen blitzt diese Farbenpracht kurz auf – ein seltener Moment. Auffällig ist auch der stachelartige Fortsatz an der Körperunterseite, der der Wanze ihren Namen verliehen hat.

Ökologie:

Die Wipfel-Stachelwanze lebt zurückgezogen und meist einzeln in strukturreichen Laubwäldern, an Waldrändern oder in Feldgehölzen. Sie ernährt sich ausschließlich von Pflanzensäften, wobei sie vor allem die Früchte von Sträuchern wie Weißdorn und Eberesche bevorzugt. Die grünen Larven dagegen stechen vor allem Blätter an. Von April/Mai bis Oktober ist sie aktiv. Im Herbst sonnt sie sich gern an geschützten Hauswänden, bevor sie in der Laubstreu überwintert. Im Frühjahr legt das Weibchen befruchtete Eier auf Weißdorn ab. Die daraus schlüpfenden Larven durchlaufen fünf Häutungen bis zum ausgewachsenen Tier. Es gibt nur eine Generation pro Jahr.

Verbreitung:

Die Art ist in nahezu ganz Europa verbreitet, wird jedoch nach Norden hin seltener. In Deutschland ist sie eine der häufigsten Wanzenarten. Man findet sie bevorzugt dort, wo Wildgehölze wie Weißdorn oder Eberesche wachsen – im Wald, am Rand, in Knicks und an alten Feldwegen.

Verwechslung:

Verwechslungen sind mit anderen Stachelwanzen oder der Grünen Stinkwanze möglich. Die Wipfel-Stachelwanze ist jedoch deutlich durch das rotbraune Dreieck auf dem Rücken und den gestreiften Kopf zu erkennen. Auch die charakteristische Tarnzeichnung und die punktierten Strukturen auf Schildchen und Halsschild helfen bei der Bestimmung.

Besonderes:

Wie viele Wanzenarten besitzt auch sie Wehrdrüsen, aus denen sie bei Bedrohung ein stark riechendes Sekret abgibt – ein effektiver Schutz vor Fressfeinden. Besonders bei Vögeln zeigt dieses Verhalten Wirkung. Interessant ist auch die unterschiedliche Position dieser Drüsen bei Larven (auf dem Rücken) und ausgewachsenen Tieren (seitlich an den Beinansätzen).

Systematik: Unterordnung: Wanzen (Heteroptera) - Teilordnung: Pentatomomorpha - Familie: Stachelwanzen (Acanthosomatidae) - Unterfamilie: Acanthosomatinae - Gattung: Acanthosoma - Art: Wipfel-Stachelwanze. Wissenschaftlicher Name Acanthosoma haemorrhoidale (Linnaeus, 1758)

📚 Weiterstöbern lohnt sich

Wer tiefer in die Welt der Wipfel-Stachelwanze (oder anderer Waldbewohner) eintauchen möchte, findet hier eine Auswahl an weiterführender Literatur und Quellen. Die Natur hält noch viele spannende Details bereit.

„Die Wanzen Deutschlands: Entdecken – Beobachten – Bestimmen“ von Rainer Poppe & Herbert Ziegler, Quelle & Meyer Verlag, 1. März 2020

Ein fundierter und praxisnaher Begleiter für alle, die mehr über die vielgestaltige Welt der Wanzen erfahren möchten. Dieses übersichtlich gestaltete Bestimmungsbuch präsentiert eine große Bandbreite heimischer Wanzenarten – von den auffälligen Schönheiten bis hin zu den unscheinbaren Spezialisten. Mit wertvollen Hinweisen zur Beobachtung und Bestimmung im Gelände, detailreichen Fotos, präzisen Steckbriefen und verständlichen Erläuterungen ist es ein ideales Handbuch für Exkursionen und das heimische Naturtagebuch.


Die ObsIdentify App gehört zu observation.org, eine der weltweit größten Plattformen für Naturbeobachtungen und Citizen Science der gemeinnützigen Stiftung Observation International mit Sitz in den Niederlanden. Sie ermöglicht es Naturinteressierten, ihre Beobachtungen von Tieren, Pflanzen und Pilzen zu bestimmen, zu dokumentieren, zu teilen und wissenschaftlich nutzbar zu machen. Die Beobachtungen werden durch Experten validiert.

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Wikipedia und dort aufgeführte Quellen

Bildergalerie

📸Susanne Gnass